Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
Hier können Sie Probelesen in einem Buch des Autors Frode Grytten.
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Gebundene Ausgabe
224 Seiten
Nagel & Kimche
Erscheinungsdatum:
März 2006
ISBN: 3312003695
Übersetzung:
Ina Kronenberger
Kurzbeschreibung

Im norwegischen Städtchen Odda geschieht ein Mord. Der 38-jährige Journalist Robert Bell soll für ein Provinzblatt berichten. Aber je tiefer Bell gräbt, je näher er den Motiven der vermeintlich rassistischen Tat kommt, desto dichter wird das Netz aus Korruption und Vertuschung. Ein Held gegen den Rest der Welt - ein Kampf, der für beide nicht ohne Blessuren endet. In diesem düsteren Industrie- und Medienkrimi sind die Guten böse und die Bösen der Normalfall.

Weitere Informationen (Ext. Link)

Leseprobe

Der Weg führte an der Außenseite des Fabrikzauns entlang. Der Opo floss hier ruhiger. Die ungezähmte Kraft der Stromschnellen weiter oben war hier der Resignation gewichen. Süßwasser traf auf Salzwasser, und ohne Widerstand ergab sich der Fluss in den Fjord.
In einem der Häuser auf der anderen Seite putzte eine Frau die Fenster. Endlich war es nicht mehr sinnlos, in Odda Fenster zu putzen. Das Schmelzwerk war Ende April in Konkurs gegangen, und der Kohlestaub legte sich nicht länger wie ein grauer Schleier über die Stadt. Die Kräne standen reglos auf dem Kai. Die Seilbahn ruhte, und ihre Wagen hingen hintereinander vom Hafen bis Nyland wie kleine Punkte in der Luft. Man konnte denken, jemand habe sich in Odda angeschlichen, den Zeigefinger an die Lippen gelegt und Psst! gemacht.
Wegen der Polizeiabsperrungen kamen wir nicht näher als hundert Meter an die Mündung heran. An beiden Flussufern waren die Suchmannschaften im Einsatz. Schlauchboote fuhren hin und her. In dem weißen Sonnenlicht sah es fast so aus, als seien sie beim Angeln. Es war ein schöner Tag auf dem Fjord, und sie wollten ihr Anglerglück versuchen.
Der Kerl taucht doch bestimmt wieder auf, sagte Martinsen. Eine Leiche kommt immer nach oben, stimmt’s?
Da war ich mir nicht so sicher. Ich hatte von einem Mann gehört, der in den Fluss gegangen und mit den Unterströmungen bis nach Måge getrieben worden war, zehn Kilometer in den Fjord hinein. Einen anderen fanden sie erst Monate später. Es war nur noch das Skelett übrig.
Martinsen fotografierte vom Weg aus, sagte aber, er wolle einen anderen Winkel probieren. Er warf sich eine Kamera über die Schulter und kletterte auf die morsche Brücke. Das Tor war mit verrostetem Stacheldraht umwickelt. Daran hing ein Schild: Hochspannung, Lebensgefahr. Ich fragte mich, was hier genau die Lebensgefahr darstellte. Die größte Gefahr bestand wohl darin, dass die Brücke einstürzen und man in den Fluss fallen konnte. Das war allerdings überall und jederzeit möglich. Der Boden konnte sich auftun, der Himmel konnte einem auf den Kopf fallen.
Ich kletterte hinter Martinsen über das Tor. Auf dem Weg hinunter verlor ich meine Sonnenbrille und riss mir am Stacheldraht die linke Hand auf. Ich blieb stehen und starrte sie an. Erst kam kein Blut, obwohl der Riss ziemlich tief gehen musste. Dann kam alles auf einmal. Das war typisch. Martinsen hatte sich elegant darüber geschwungen. Ich musste mir natürlich die Hand aufreißen.
Martinsen half mir, die Hand mit einem Taschentuch zu verbinden. Dann zog er das Handy aus der Hemdtasche. Er lächelte, als er antwortete: Du kannst selbst mit ihm sprechen. Ich nahm das Telefon in die rechte Hand. Von der linken rann Blut. Es war die Chefin vom Dienst. Sie kriegen dich immer, dachte ich. Du kannst dich wegducken und verstecken, am Ende kriegen sie dich immer.
Ist es Mord?, fragte sie.

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Es blutet zumindest, sagte ich.
Wie bitte?
Ich seufzte. Keine Leiche bis jetzt, sagte ich, nur viel Blut.
Blut? Hat die Polizei gesagt, ob es sich um Unfall oder Mord handelt?
Sie suchen und wir warten.
Ich versuche seit zwei Stunden, dich zu erreichen.
Ich antwortete nicht. Ich sah sie vor mir im Gebäude der Bergens Tidende sitzen, wie sie in einem eleganten Kostüm lächelte. Bei der Eröffnungsfeier des Neubaus hatte der Architekt gesagt, die Glasfassaden sollten den Passanten die Gelegenheit geben, das hektische Presseleben rund um die Uhr mitzukriegen. Ich hatte mit dem Champagner in der Hand dagestanden und in mich hineingegrinst. In einer Zeitungsredaktion passiert so gut wie nichts. Redakteure, Chefs vom Dienst und Journalisten sitzen alle vor ihren Bildschirmen. Hin und wieder schauen sie auf die Straße, sehen Leute vorübergehen, sehen Liebespaare, die sich küssen, sehen Betrunkene, die an die Fassade pinkeln.
Bist du noch da?, fragte die Chefin vom Dienst.
Ich bin noch da, antwortete ich. Wo sollte ich sonst sein?
Warum gehst du nicht an dein Handy?
Ich hatte anderes zu tun.
Was denn zum Beispiel?
Zum Beispiel herausfinden, wie die Dinge zusammenhängen.
Sie beendete das Gespräch: Tu das. Wir versuchen doch, hier ein gemeinsames Ding zu landen, oder?


Buchtipp
Camilla Läckberg - Die Eishexe: Kriminalroman (Ein Falck-Hedström-Krimi 10)

Von der Brücke aus hatten wir den Logenplatz bei der Suchaktion. Wir hätten näher dran sein können, hätten aber keinen besseren Überblick bekommen. Der Fluss war angeschwollen und voller Dreck. Mir fiel plötzlich auf, dass ich seit meiner Kindheit nicht mehr hier gewesen war. Ich hatte eigentlich geglaubt, in den Bretterbuden am Ufer würden sich die Lachsfischer aufhalten, aber von ihnen war keine Spur zu sehen. Der Pfad am Fluss war fast zugewachsen. Die Gegend gehörte zu den besten in ganz Odda, war aber in all den Jahren durch das Schmelzwerk verborgen gewesen. Auf der Westseite standen die Container und das riesige Förderband. Auf der Ostseite befanden sich die Kräne und der Importkai. Auf beiden Seiten waren hohe Zäune mit Stacheldraht. Der Fluss war zu einer Lüge geworden, der Fluss musste verborgen werden. Als wäre die Mündung eine Idylle, die das Bild vom hässlichen, dreckigen Odda retuschieren musste.
Ich saugte das Blut von meiner Hand und ging den Pfad zurück. Der Sohn von Pedersen war wahrscheinlich irgendwann heute Nacht hier vorbeigetrieben. Vielleicht war er weitergespült worden, unter die Brücke mit dem Schild Lebensgefahr. Vielleicht war er schon tot gewesen, bevor er im Opo landete. Vielleicht war er an den großen Felsen, die aus dem Fluss ragten, zerdrückt worden. Ich sah einen weißen Körper vor mir, der durch dunkles Wasser trieb, und all das, was ihn festhielt, was an ihm zerrte. Und das Schmelzwasser, das seinen Körper ein letztes Mal streichelte.

Danke an Nagel & Kimche im Carl Hanser Verlag für die Veröffentlichungserlaubnis.
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