"Party-Killer"
von Outi Pakkanen
Outi Pakkanens "Party-Killer" tötet
jeden Funken Spannung
Die gefeierte Autorin Laura Halonen wird 40 und keinen Tag älter,
denn auf ihrer Geburtstagsfeier mischt ein Mörder mit. Kommissar
Matti Martikka nimmt die Ermittlungen auf.
Bis es endlich zu dem Ereignis kommt, auf das alle Krimileser so gespannt
warten, nämlich dem Mord, vergehen allerdings erst einmal exakt
100 Seiten, in denen die Protagonisten und späteren Verdächtigen
vorgestellt werden inklusive einer unheimlichen Fremden mit Babypuppe
und ihrem Begleiter, einem Mann im Rollstuhl. Was es schließlich
mit den beiden auf sich hat, wird bereits kurz nach dem Mord an Laura
aufgelöst und das bisschen Spannung, was die beiden Figuren erzeugt
haben, ist zunichte gemacht. Aber es erscheint eh zu keinem Zeitpunkt
wahrscheinlich, dass diese beiden etwas mit dem Mord zu tun haben sollten.
Dazu sind sie viel zu auffällig und bewusst Verwirrung stiftend
platziert.
Bleiben Journalist Tuomala, Lauras Exmann Karri, die Grafikerin Anna,
Lauras Geliebter Ilkka, seine Frau Kirsti, Managerin Moona und der "große
Unbekannte" als Tatverdächtige übrig. Kommissar Martikka
erscheint auf der Bildfläche, aber eigentlich trägt er auf
den folgenden rund 180 Seiten nicht viel zur Lösung des Falls bei.
Erzählt wird nämlich überwiegend aus der Perspektive
der jeweiligen Partygäste und nunmehr des Mordes Verdächtigen.
Das wäre nicht weiter schlimm, wäre es wenigstens gut oder
spannend erzählt. Leider aber ist die ganze Geschichte das
betrifft schon die Vorgeschichte bis es zum Mord kommt zäh
wie Kaugummi. Spannung erzeugt sie im Grunde genommen gar nicht, weil
es nichts gibt, was die Handlung und/oder die Spannung vorantriebe außer
der erzählten Zeit an sich. Spannend ist es eigentlich nur, bis
der durch die Genrezugehörigkeit deklarierte Mord endlich verübt
wird.
Keine der Figuren erscheint auch nur annähernd authentisch oder gewinnt
im Verlauf der Geschichte an Kontur und Tiefe. Vielleicht ist die Highsociety
Helsinkis ja so, wie Outi Pakkanen sie beschrieben hat, aber leider ist
der Autorin nur eine oberflächliche und stereotype Darstellung ihrer
Figuren Charaktere sind es nicht gelungen, was besonders
an den Figuren der Maria Lindén und des Markus Palmroos
die Frau mit der Babypuppe und der Mann im Rollstuhl deutlich wird.
Von psychologischen Einblicken à la Mankell oder Edwardson ist
Pakkanen hier weit entfernt und leider ist ihr Kommissar Martikka auch
kein Hercule Poirot oder Sherlock Holmes, so dass es nichts gibt, was
ein ästhetisches Lesevergnügen bereiten würde.
Die Sprache ist nicht so melancholisch-grüblerisch wie bei Mankell,
nicht so minimalistisch und analytisch wie bei Edwardson, nicht so narrativ
wie bei Unni Lindell, sondern wirkt "härter" und erinnert
eher an den amerikanischen Stil der sog. Hard-Boiled School. Ob das gefällt
oder nicht, ist letztlich Geschmacksache. Sofern jedoch Metaphern oder
Bilder auftauchen, sind sie abgegriffen und wirken wie das schal gewordene
Bier von Lauras Fete: "Und hols der Teufel, ich bin nun mal
an Madame Laine und ihre Art, die Dinge zu analysieren, gewöhnt,
knurrte Martikka (...)" (S. 233). Nur ein paar Seiten später
wiederholt sich die Metapher wenig originell und Martikka "knurrt"
wieder eine Antwort (vgl. S.243); gelegentlich "schnaubt" er
sie auch (vgl. S. 241). Moona, die mondäne Managerin, muss ihre Replik
natürlich "fauchen" (vgl. S.27) oder "düster"
lachen (vgl. S.42). Andere bildhafte Ausdrücke sind auch nicht wirklich
neu und wirken außerdem laut, aufdringlich und deplatziert: "Wieherndes
Lachen dröhnte durchs Telefon (...)" (S.18). Starr und gekünstelt
verlaufen auch die Dialoge: "Was mögen Sie? Komödie oder
Melodram? Einen finnischen oder ausländischen Film?" "Ach
Gott, ich weiß es nicht", sagte Kirsti (...) (S.204).
Man mag Kurt Wallanders Gemütsverfassung, seiner ständigen
Krittelei am Wetter und den Verhältnissen in Schweden überdrüssig
sein, aber so sieht jedenfalls ein Charakter aus und die Dialoge laufen
flüssig.
An diesem Roman aber wirkt nichts echt: Nicht die Figuren, nicht die
Geschichte, nicht die Sprache. Ja, nicht einmal der Mord und seine Aufklärung.
Selten war ich bei einem Krimi so wenig an der Aufklärung und dem
Mörder interessiert wie bei "Party-Killer", selten habe
ich mich beim Lesen eines Krimis so gelangweilt Absolut tödlich
für jeden Krimi.
Vielen Dank an Alexandra Hagenguth
© 2002 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien
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