Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
Hier können Sie Probelesen in einem Buch des Autors Taavi Soininvaara.
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Gebundene Ausgabe
Kiepenheuer Verlag
Erscheinungsdatum:
Oktober 2004
ISBN: 3378006587
Übersetzung:
Peter Uhlmann
Originaltitel:
"Koston komissio"
Kurzbeschreibung

Finnlands neuer Top-Autor Taavi Soininvaara: Die dramatische Geschichte, die mit der Ermordung eines deutschen EU-Kommissars in Helsinki beginnt, wurde als "bester Kriminalroman des Jahres" ausgezeichnet. Eiskalte Spannung aus Finnland Angst - das Gefühl quälender Bedrohung. Haß - die Triebfeder der Mörder. Herz - die wichtigste Bullenpflicht. Arto Ratamo ermittelt in seinem ersten Fall. Der Mann ist höflich und gebildet, er ist tadellos gekleidet. Der Mann hat einen Killerinstinkt, er bringt den deutschen EU-Kommissar Walter Reinhart ums Leben. Der Polizist ist unhöflich und achtlos gekleidet. Der Polizist hat einen Instinkt für Killer, er bringt den Mann zur Strecke. "Pastor" nennt sich der Mann, der das ganz Europa erschütternde Attentat verübt hat. Arto Ratamo heißt der Polizist, der ihn mit seinen Kollegen von der finnischen Sicherheitspolizei quer über den Kontinent jagt. Denn der Tod des deutschen EU-Kommissars ist erst der Beginn einer minutiös geplanten Serie von Anschlägen auf weitere hohe Politiker. Ein rasanter Roman um die Machenschaften eines internationalen Mafia-Kartells. Der alleinerziehende Vater und Ex-Wissenschaftler Arto Ratamo hat Herz, Erfindergeist und einen untrüglichen Spürsinn. Mit Hilfe von Riita Kuurma - beruflich wie privat seine Partnerin - macht er die Mörder ausfindig.

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Leseprobe

1

Pastor war mit der Entscheidung der Organisation sehr zufrieden: Das Schicksal des EU-Kommissars, der für die Erweiterung der Union zuständig war, sollte sich im Atheneum vollenden. Eindrucksvoller konnte seine Rache nicht beginnen. Am Rande des Rautatie-Platzes gegenüber dem Atheneum hielten der Journalistenbus, der schwarze Mercedes mit EU-Kommissar Walter Reinhart und die Polizeieskorte an. Es war ein klarer Samstagmorgen im September, der Seewind wirbelte den Staub auf. Im Zentrum Helsinkis herrschte auf den Fußwegen schon ein dichtes Gedränge; Busse und Straßenbahnen fuhren ihre Runden. Der Verkehrslärm drang als gleichmäßiges Rauschen in den Pressebus. Die Journalisten, die vom Finnlandbesuch Reinharts berichteten, hörten der Stadtführerin aufmerksam zu. Ein Mann von "Corriere della Sera" erkundigte sich auf englisch nach der Inschrift "Concordia res parvae crescunt" im Giebeldreieck des Atheneums. Durch Eintracht wächst Kleines, dachte Pastor, während sich die Stadtführerin noch räusperte. Dieses Motto bezog sich auf Meinungsverschiedenheiten zwischen Künstlern und dem Finnischen Kunstverein in der Projektierungsphase des Atheneums Er hatte alles über die finnische Nationalgalerie gelesen. Ihm durfte kein Fehler unterlaufen, damit ihr Vorhaben nicht durch sein Verschulden scheiterte. Seine Wangenmuskeln waren angespannt. Auf dem Namensschild an seiner Jacke war zu lesen: "Alexander de Gadd, Magyar Nemzet". In Budapest bekam die Organisation problemlos alles, was sie wollte; in den meisten wichtigen Unternehmen und Institutionen hatte sie ihre Helfer, so auch in der Zeitung "Magyar Nemzet". Pastor stieß seinem serbischen Kollegen, der, als Fotograf getarnt, neben ihm saß, den Ellbogen in die Seite, weil der Mann mit dem Absatz auf den Boden klopfte.

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Als der Besuch von Kommissar Reinhart geplant wurde, hatte man größten Wert auf Sicherheit gelegt. Seit dem Herbst 2001 achtete man angesichts der allgegenwärtigen Terrorismusgefahr bei allen Reisen von EU-Kommissaren darauf. Reinhart würde den Polizeikonvoi nur verlassen, um in Begleitung eines Mitarbeiters der SUPO, der finnischen Sicherheitspolizei, die wenigen Meter vom Mercedes bis zum Atheneum zu gehen, das für den Publikumsverkehr geschlossen war. Pastor wußte alles über die Sicherheitsvorkehrungen und den Ablauf im Museum; das fünfzehnköpfige Exekutionskommando hatte diese Liquidierung wochenlang vorbereitet. Alles würde funktionieren, das war so sicher und unausweichlich wie die Wirkung der Schwerkraft.
Er holte ein Handy aus seiner Brusttasche und vergewisserte sich zum wiederholten Male, daß die Verbindung zum Koordinator der Gruppe, die sie unterstützte, noch bestand. Pastor war ungemein stolz auf seine Aufgabe. Nicht das Töten an sich, sondern das Motiv und der Zweck der Tat erfüllten ihn mit Stolz. Die Politiker sorgten dafür, daß Finnland im Eiltempo mit der EU verschmolzen wurde, obwohl nur gut ein Drittel der Finnen die EU-Mitgliedschaft für wünschenswert hielt. So wie einst Schweden und Rußland würde auch die Union Finnland zu ihrem Vasallen machen. Sein Land sollte auf zivilisierte Weise erobert werden. Erst der Beitritt, dann die Verschmelzung. Nur die stärksten Persönlichkeiten waren auserkoren, sich gegen die Okkupanten zu erheben, das war in der Vergangenheit nicht anders als heute. Pastor bemerkte, daß eine zierliche Journalistin südeuropäischen Typs zu ihm herüberschaute. Doch das beunruhigte ihn keineswegs. Sein Aussehen war völlig verändert: Eine blonde Perücke bedeckte die kurzen Haare, die dunklen Augenbrauen hatte er hell gefärbt, Kontaktlinsen ließen seine blauen Augen braun erscheinen, und eine große Metallbrille beherrschte sein Gesicht. Die Ohren waren mit Tape an der Kopfhaut befestigt, und eine Schaumstoffprothese ließ die Unterlippe vorstehen. Sogar sein kantiges, hakenförmiges Kinn wirkte nun runder, die Haut an Hals und Kinn war so geklebt, daß sich ein kleines Doppelkinn gebildet hatte. Niemand würde ihn auf den Bildern der Überwachungskameras erkennen können. Als ihm bewußt wurde, daß er heftig atmete, lehnte er sich zurück, holte tief Luft und atmete mehrmals betont ruhig aus und ein. Noch ein paar Minuten. Es war kurz vor halb neun. Gegenüber den EU-Vertretern vor Ort hatte Reinhart den Wunsch geäußert, die finnische Malerei kennenzulernen, deshalb war ein halbstündiger Besuch des Atheneums in seinen straffen Zeitplan eingebaut worden. Die Besichtigung wäre zu Ende, bevor sich die Türen des Museums um neun für das Publikum öffneten. Um halb zehn würde Reinhart die Parlamentspräsidentin treffen, um halb elf den Ministerpräsidenten, um eins hatte die Präsidentin zu einem Mittagessen geladen, und um halb drei würde er ein Gespräch mit dem Ministerpräsidenten und dem Außenminister über den gegenwärtigen Stand der Verhandlungen zur EU-Erweiterung führen. Um vier sollte eine kurze Pressekonferenz folgen. Reinhart war letzte Nacht aus Schweden eingetroffen und würde am Abend nach Holland weiterreisen. In den nächsten Wochen wollte er alle EU-Mitgliedsländer besuchen.
"Das Atheneum wurde vom Architekten Theodor Höijer entworfen und im Jahre 1887 fertiggestellt", erklärte die Führerin in ruhigem Tonfall zunächst in englisch, anschließend in französisch. Dann setzte sie ihren auswendig gelernten Vortrag fort: "Die Göttin der Kunst im Giebeldreieck, die Karyatiden, jene Frauenskulpturen, die das Hauptportal bewachen, und die Porträts der großen Meister Bramante, Feidias und Rafael, die über dem Haupteingang in Richtung Nationaltheater Ausschau halten, hat C. E. Sjöstrand geschaffen. Die anderen Ornamente sind das Werk von Ville Vallgren und Magnus von Wright."
Die wärmenden Strahlen der frühlingshaften Morgensonne fluteten den Bus. An diesem Tag hatte der Herbstregen eine Pause eingelegt, als nehme er auf ihre Aktion Rücksicht. Pastor entdeckte auf dem Ärmel seines grauen Anzugs ein Haar, zupfte es weg und holte ein Taschentuch heraus, um einige Staubkörner von seinen Schuhspitzen zu wischen. Ein Gentleman war stets gut angezogen, nicht unbedingt teuer oder modisch, aber immer korrekt und geschmackvoll. Alles mußte stimmen. Seine Handflächen schwitzten, obwohl er ganz ruhig war. Die Führerin hatte ihren Vortrag beendet und teilte das ihrer Kollegin in Reinharts Wagen mit. Es war Zeit hineinzugehen.
Pastor beobachtete, wie der schwarze Mercedes mit Reinhart zwischen einem Polizeiauto und einem Mannschaftswagen beschleunigte, auf die Kaivokatu fuhr und in die Keskuskatu einbog. Er wußte, daß der Wagen hinter dem Kunstmuseum am Eingang zum Atheneum-Saal halten würde. Im Mercedes saßen außer dem Fahrer und Kommissar Reinhart die Führerin und ein Mitarbeiter der Sicherheitsabteilung der SUPO. Der würde als erster aussteigen, kontrollieren, ob der Weg sicher war, und dann Reinhart und die Führerin ins Atheneum begleiten. Die Polizeiautos würden hinter dem Museum parken. Wie international üblich, war die Sicherheitspolizei für den Personenschutz Reinharts verantwortlich und die Polizei für die Bewachung der besuchten Objekte.
Der Pressebus kurvte vor das Atheneum, die Journalisten stiegen aus, unterhielten sich lebhaft und folgten ihrer Führerin zum Haupteingang. Neugierig blieben ein paar Passanten stehen und schauten sich die Gruppe an. Pastor und der Serbe liefen direkt hinter der Führerin. Die Anspannung ließ sich jetzt etwas leichter ertragen, weil das Warten ein Ende hatte. In der unteren Eingangshalle sprach, wie erwartet, ein Sicherheitsbeamter des Atheneums in sein Funkgerät. Als die Führerin ihren Vortrag über die prächtigen Skulpturen Walter Runebergs in der Eingangshalle begann, gingen Pastor und der Serbe schon in Richtung Toilette. Sie hörten noch den Namen der Skulptur von Apollo und Marsyas, dann fiel die WC-Tür ins Schloß. Die Männer öffneten den Boden des metallenen Kamerakoffers und entnahmen ihm ihre Waffen. In der Vertretung der EU-Kommission in Helsinki hatte man sie zwar kontrolliert, aber den doppelten Boden und die Pistolen nicht entdeckt. Dem Serben liefen dicke Schweißtropfen über die Stirn. Beide kehrten zu den anderen zurück, als die Journalisten, Kommissar Reinhart, die zwei Führerinnen und der SUPO-Mitarbeiter auf halber Höhe des monumentalen Treppenhauses angelangt waren. Die grauen Steinstufen führten zu den Ausstellungssälen im ersten Stock. Pastor blickte hinauf zu den schönen Deckenornamenten. In dem hohen und weiten Treppenhaus konnte nicht einmal das Stimmengewirr Von zwei Dutzend Menschen das Klappern der Schuhabsätze übertönen. Die Gruppe erreichte den Mosaikboden am Ende der Treppe im ersten Stock und betrat den Ausstellungssaal. Hinter ihnen schloß sich leise rauschend die doppelte Schiebetür aus Panzerglas.

Danke an den Gustav Kiepenheuer Verlag für die Veröffentlichungserlaubnis.


Buchtipp
Camilla Läckberg - Die Eishexe: Kriminalroman (Ein Falck-Hedström-Krimi 10)
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